„DKW das kleine Wunder, fährt bergauf, wie andere runter.“ Der Volksmund meint:
„DKW das kleine Wunder, außen Blech und innen Plunder.„
Der Prospekt (also jetzt nicht der vom Rockerclub, sondern die Werbebroschüre aus 1937) meint:
Schauen wir kurz auf die Preisangabe 666 RM (Reichsmark), günstig nicht wahr?
Nun, nicht wirkllich. Zwar hatten das Lohnniveau und die Beschäftigungszahlen durchaus Vorkrisenstand erreicht, die Wochenarbeitszeit betrug aber im Durchschnitt 47,6 h (6x8h) bei einem durchschnittlichen Jahreslohn von 1856 RM. Krise ist vielleicht auch nicht der richtige Begriff: Nachkriegszeit 1. WK, Versailler-Vertrag und Reparationsleistungen, Hyperinflation 1922/23, Weltwirtschaftskrise ab 1929, besonders 1930/31, Machtergreifung 1933 macht es vielleicht eher deutlich.
Der Durchschnittsverdiener konnte also von einer selbstbestimmten Fortbewegung nur träumen, auch wenn es das erklärte Ziel des NS-Regimes war die Massenmotorisierung voranzutreiben. Angerissen sei der KDF-Wagen, daher der Name Volkswagen, für geplant 990 RM, 60 RM Aufpreis für die Cabrio-Limousine (Faltdach). Am 01.08.1938 eröfnete Robert Ley, Reichsleiter NSDAP, in Leverkusen das Sparsystem für den Volkswagen. DKW hatte da bereits ein Ratensystem (ab 1924) für die Anschaffung eingeführt, Anzahlung und dann ungefähr 10 RM wöchentlich. Bis Kriegsbeginn (WK 2) waren mehr als 500.000 DKW Motorräder verkauft.
So genug Geschichte und mehr: „Wie kam die Jungfrau denn zum Kinde?“ 2017 waren die persönlichen Umbrüche: Pensionierung, Hausverkauf in Essen, Settle Down in Emmerich abgeschlossen. Die moderne BMW fährt zwar schön, aber eigentlich gibt es da ja nichts zu schrauben.
Zweimal hatte ich schon Ibbenbüren zu Pfingsten besucht und war natürlich schwer beeindruckt von etwa 200 Vorkriegs-Eisenhaufen, alle fahrtüchtig, manche älter als 100 Jahre.
Der kräftige Impuls „Auch haben“ konnte am 22.08.2017 in die Tat umgesetzt werden. 2017 gab es hier und da noch vernünftige Angebote, aber der Anschaffungswiderstand führte auch da schon zu einigem Stirnrunzeln.
Zeit für Bilder:
Ummeldung und Testfahrt:
Die Vorbereitung auf die Teilnahme an der Internationalen Ibbenbürener Motorrad-Veteranen-Rallye 2018 erforderte die Revision der Kupplung, die Weintrinker unter uns sind da klar im Vorteil ;-), sind doch Korken, wie bei Weinflaschen zu verbauen. Sämtliche Fotos auf Piwigo, hier exemplarisch drei:
Wie die Revision ausging findet Ihr unter: https://wordpress.hol-den-ball.de/category/ibbenbueren/
Aus Gründen der weitgehenden Wartungsfreiheit bekam sie unauffällig noch eine Transistorzündung eingebaut:
Coronazeiten machen ja Langeweile und eine vorsichtige Aufarbeitung, insbesondere Zierlinien bei Erhalt der Patina beseitigte diese.
Zum Tank sei angemerkt der Vorbesitzer hatte einen schön lackierten Tank, jedoch ohne Zierlinien mitgegeben, dabei aber verschwiegen, dass dieser undicht war. Ärgerlich, da nach Montage und Auftanken am anderen Tag alles im Benzin schwamm. So kam ich auch zu einem WIG-Schweißgerät, da der Schrauber des Vertrauens im Dorf nicht bereit war eine kleine Schweißnaht zu setzen, noch nicht einmal als ich ein Feuerzeug in den Tank hielt. Selber brauchte ich dann allerdings auch zwei Versuche, für den Anfänger mit mehr Angstschweiß auf der Stirn als Füllmaterial in der Stechnaht eigentlich ganz gut, oder?
Zum Geburtstag 2020 gab es dann noch neue Auspuffrohre und der Batteriehalter wurde ersetzt.
Die Vorderradbremse hat auch neue Beläge erhalten, die Bremswirkung ist aber eher dürftig, m.E. liegt es an ungenauer Fertigung, ein erneuter Ausbau zeigte, dass die Beläge nicht vollflächig an der Trommel anliegen und offenbar Ansätze zum Verglasen zeigen. Sollte ich eine Lösung finden, ergänze ich sie hier, derzeit habe ich die Aufhängung der Beläge am oberen Ende nachgearbeitet.
Zur Historie schauen wir als Erstes in den Original-Kfz-Brief, einen TÜV-Bericht und Versicherungsunterlagen:
Also im Wesentlichen im Besitz der Familie Arnold, Vater Robert (Zulassung 03.06.1937) und Sohn Rudolf (Zulassung 03.10.1957), den „Restaurator“ zählen wir nicht, da nur Ankauf, Herrichten und Verkaufen ablief.
In Kriegszeiten wohl abgemeldet und gut verborgen, gab es eine Neuzulassung mit Gutachten am 02.09.1947. Der TÜV-Bericht vom 23.05.1958 zeigt schon damals das Herumgemäkel an technischen Zuständen: Ds Rücklicht hat gefälligst ein geriffeltes Glas vorzuweisen, wo man das in Trizonesien (3 Besatzungszonen West) herbekommen sollte, war auch schon damals dem TÜV egal. Jo, und dann sind da noch die spitzen Haltebolzen abzubauen, immerhin gab es ja den TÜV-Segen. War 2019 einfacher: TÜV-Prüfer weigerte sich beharrlich das Fahrzeug zu fahren, Plakette gab es so, Daumen hoch.
Habe alle Videos durchgesehen, aber von der DKW in Fahrt gibt es offenbar keins, wird nachgeholt.